An der Ostküste Schwedens entlang ging es nach Norden bis auf die Insel Öland, dann noch höher in das Altbergbaugebiet zwischen Falun und Orebrö in Mittelschweden. Nach vier Tagen im fantastischen Altbergbau zurück, am großen Väneren vorbei an die Westküste und wieder nördlich bis Oslo, Norwegen. Von Oslo bis durch die Hardangervidda an die Fjorde und Inseln der Westküste. Wieder in den Altbergbau, außerdem Gletscher, Seen, Fjorde und Wasserfälle ohne Ende.
26 Tage waren viel zu kurz für die 6500 Kilometer.
Wir starteten wie üblich Freitags nach Feierabend.
Nach 1100 Km kam die 8 Km lange Öresundbrücke und damit Schweden in Sicht.
Die 18 Km lange Brücke über den Großen Belt hatten wir vorher bereits überquert.
In Schweden angekommen fällt erst einmal die gezügelte Fahrweise aufgrund der strengen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf. Hier war sogar unser VW Bus übermotorisiert.
Außerdem nervt die Lichtpflicht.
Das Tanken ist einfach rund um die Uhr an Automaten mit Karte möglich, Preise für Sprit und Lebensmittel sowie die Qualität in den Supermärkten sind wie bei uns.
Das Finden von einsamen Übernachtungsplätzen ist nicht so einfach wie angenommen doch wir wurden hinter Trelleborg fündig.
Das Meer ist ungewohnt ruhig, es sieht so aus als gäbe es nie nennenswerte Brandung.
Das schwedische Stonehenge.
Die 59 Steine von Ales Stenar bei Kåseberga liegen hoch auf einem Hügel und direkt an der Küste, so dass man einen weiten Blick über das Meer hat.
Es handelt sich um eine Grabanlage der Wikinger von 70x20 Meter, die um 600 n.Chr. entstand. Die Steine sind in der Form eines Schiffs angeordnet.
Die nächsten 200 Km entlang der schönen Ostküste sind sehr abwechslungsreich doch es ist schwer einen Platz am Meer zu finden.
Die sehenswerte Stadt Karlskrona ist auf 30 Inseln erbaut, hier ist seit 1679 Schwedens größter Marinestützpunkt und es gibt viele historische Gebäude sowie ein Marinemuseum.
Ein eigenwilliger Hafenkran.
Die Schäreninseln nähe Torhamm, ein besonders schönes Vogelschutzgebiet.
Der verlassene Fischerhafen Svanhalla.
Die Wassertemperatur lässt durchaus Badevergnügen zu, die Lufttemperatur sowieso.
Die 3 Km lange Brücke zur Insel Öland.
Schloß Borgholm auf Insel Öland, Skandinaviens größte Burgruine.
Die Ruine von St. Britas Kapel und der 31 Meter hohe Leuchtturm von Kapelludden.
Die kleinen Windmühlen sind typisch für Öland. Von einst 2000 sind noch ca. 400 erhalten. Hier eine kleine Auswahl.
Schöne Stellplätze sind extrem schwer zu finden. Nach 3 Stunden suchen wurden wir an diesem Strand fündig, allerdings war übernachten verboten. Doch dafür gibt es Stoppelfelder an der 4 Km langen Zufahrt. Dort landete zu unserem Verdruss ein Schwarm fliegender Ameisen auf unserem Bus die wir erst bei 80 km/h wieder los wurden. Als wir wieder an den Platz zurück kehrten hatten sie sich schon wieder gesammelt und setzten nochmal zum Angriff an so dass sich die Prozedur nochmal wiederholte und wir dann auf ein anders Stoppelfeld umzogen.
Nach 300 Km auf der nördlichen Hälfte Ölands geht es nun nordwärts in Richtung Värmland auf gut ausgebauten Straßen.
Doch diese Brücke lud zum Zwischenstopp ein.
Das ist Bullerbü. Schon mal irgendwo gehört, oder? Jawohl, ein wenig wandelten wir auf Astrid Lindgrens Spuren. Außerdem besichtigten wir Lönneberga, Vimmerby und Katthult, die Orte gibt es alle wirklich, außer Vimmerby alles winzige Orte in unendlichen dunklen Wäldern die mit Schotterstraßen verbunden sind.
So langsam werde ich nervös, denn wir sind nun schon fast eine Woche unterwegs und Schwedens Altbergbau ist noch 280 Km entfernt.
Am nächsten Nachmittag ist es soweit: Wir erreichen Dalkarlsberg. Eisenerzbergbau riesigen Ausmaßes mitten im Wald.
Der Parkplatz mit der uralten Bergschmiede ist der Ausgangspunkt für unsere Wanderung.
Ein "Verladetunnel" der Förderbahn.
Hier steigen wir nach 25 Meter aus dem Tunnel.
Das Trafohaus ist noch erhalten, von den vielen anderen Gebäuden sind nur Ruinen übrig.
Die Schächte sind verfüllt.
Es dauert 20 Minuten, die riesige Halde zu erkunden.
Ein Brecher mitten im Wald.
Ein weiterer "Verladetunnel" mit Verzweigung.
Von hier aus fuhr die 800mm Bahn zur 2,3 Kilometer entfernten Verhüttung, die Skrekarhytte .
Die Skrekarhytte.
... und ihre Grundmauern.
Auf dem Rückweg entdecken wir ein verlassenes Landhaus im Wald.
Es ist noch die ganze Einrichtung da, die letzte Zeitung stammt von 1971.
Unser Übernachtungsplatz am See vor Dalkarlsberg. Hier war es wirklich so einsam wie wir Mitteleuropäer uns Schweden vorstellen.
Schächte, Stollen, Förderwagen, Hochofen, Kunsträder und Kunstgestänge, touristisch erschlossen, in Gamla Pershyttan. Dazu runden die alten Bergmannshäuser, Bürgerhaus und Schule das Gesamtbild eines uralten Bergmannsdorfes ab. Seit 600 Jahren wurde hier Eisen abgebaut.
Die Åkergruvan war bis 1966 in Betrieb.
Im Vordergrund der abgesoffene Schacht.
Der Hochofen wurde 1953 zum letzten mal angeblasen. Sein Aussehen und die technische Ausrüstung stammen von 1856, er ist aber wesentlich älter.
Ein kleines Pochwerk.
Das Kunstrad im in der Radstube.
Von den Pleuelzapfen führten die beiden Kunstgestänge kilometerweit über Land, verzweigen sich und sorgen für den Antrieb von Schachtanlagen, Wasserhaltung und Bremsbergwinden. Bergleute aus dem Harz brachten das Wissen dieser Technik mit nach Schweden.
Storgruvan Pershyttan, hier war Betrieb von 1895 bis 1967.
In Stråssa wurde bereits im 15.Jh. Eisenerz abgebaut, doch 1923 kurz nachdem die Grube einen eigenen Eisenbahnanschluss erhielt wurde sie geschlossen. Mit gigantischen Investitionen wurde sie 1956 wieder eröffnet und so die Förderleistung auf 1,2 Millionen Tonnen Erz im Jahr erhöht. Es entstanden riesige unterirdische Hohlräume... doch sehen wir zunächst den Schachtturm an.
1983 wurde die Grube stillgelegt, war bis 1990 Besuchergrube, dann wurden die Pumpen abgestellt.
Das Grubengebäude direkt daneben wird noch von einer Firma genutzt,
während weiter oben das riesige Areal der Hütte nur noch als Abenteuerspielplatz für Paintballer dient. Ungefähr 50 von ihnen habe ich angetroffen und auf meine scheinheilige Frage, was sie denn hier machen, hieß es: We are killing Zombies, what else should we do in an old mining house?
Da ihnen das riesige Industrieareal nicht zum spielen reicht bauten sie noch Dörfer aus Containern und sogar eine Kirche aus Spanplatten dazu.
Als Kampfwagen stehen ein Rohrrahmenbuggy mit Käfertechnik und ein Mercedes 207 zur Verfügung.
Doch mein eigentliches Ziel waren die riesigen Tagbrüche in Stråssa.
Hier zunächst der "Kleine". In den Wänden sind uralte Stollen zu sehen.
Hier der "Große". Auf dem unteren Bild ist gut zu erkennen wie der Berg abgesackt ist. Der See soll 150 Meter tief sein.
Hier ist man erst mal eine Weile sprachlos, wenn man sich vorstellt, dass es sich dabei um einen zusammengebrochenen Hohlraum handelt.
Auf dem Luftbild sind die ganzen Anlagen, die Tagbrüche und auch die riesige Halde schön zu sehen.
Luftbild
Die alte Kupfergrube Håkansboda wurde um 1983 zur Untersuchung noch einmal aufgewältigt und erhielt die heute noch erhaltene Ausrüstung. Die letzten Gerüchte um eine Wiederinbetriebnahme stammen aus 2013.
Das einfache Schachtgerüst.
Der Förderkübel wurde daneben abgestellt denn der Schacht hat eine Blechtür als Deckel.
Über Masten läuft das Förderseil zu dem Maschinenhaus.
Schon wieder geht ein Tag zu Ende, die Sonne geht unter, die Stechmücken kommen.
Das Kupferwerkgebiet Riddarhyttan ist unser nächstes Ziel. Hier wurde seit dem Mittelalter Kupfererz im Freien geröstet was giftige Dämpfe freisetzte. Mit der Schlacke wurden weite Landstriche vergiftet.
Bäckegruvan, Riddarhyttan. Hier wurde bis 1979 Magnetit-Erz abgebaut, aber auch Kupfer und Eisenerz. Bis 1997 fand noch sporadisch Probebetrieb statt. Rund 230 Arbeiter waren in der Mine beschäftigt. Es gibt umfangreiche Abraumhalden mit hohen Konzentrationen von Arsen, Blei, Quecksilber, Kobalt und Kupfer. Das Gebiet gehört zu einem der am stärksten verschmutzten in Schweden. Der Wind verteilt den kontaminierten Staub.
In Schweden gibt es sehr viele Oldtimer, besonders US-Cars stehen in jedem dritten Hof.
Wie man sieht sind die schwedischen Verkehrsschilder recht gut zu verstehen.
Doch wieso ist hier Überschwemmung?
Das Wasser läuft aus mehreren Tagebauen, die in untertägige Abbaue übergehen bzw. alte Gruben angeschnitten haben.
Tagebaue, Schächte, Stollen auf Schritt und Tritt. Sehr gefährliches Gelände durch Tagbrüche die unter der Humusschicht lauern.
Dieses kleine Loch verrät die Bärenfalle, die vielleicht 30m in die Tiefe geht. Ich lief hier immer entlang größerer Baumwurzeln.
Die vielen Warnschilder um das Gelände warnen allerdings nur vor den oben genannten giftigen Schwermetallen.
-Fliegendes Gleis-
Eine alte Abraumhalde fiel einem Tagebau zum Opfer.
Die Pepsidose auf dem Lager der Hauptwelle verdeutlicht die Größe dieser Winde.
Einer der vielen alten Schächte.
Die Nya Bastnäs Gruvor wurde 1922 angelschlagen um die Lagerstätte Bastnäs zu erkunden. Heute ist sie als Besuchergrube ausgebaut, aber nur auf tel. Vorbestellung zu besichtigen.
Weiter oben im Wald steht eine original erhaltene Winde von 1873, die 2014 restauriert wurde. Das als Antrieb benötigte Kunstgestänge führte 1,3 Km durch den Wald.
Dahinter ist Knuts schakt und weitere Schächte der Bastnäs Gruvor.
Die Ceritgrube Bastnäs, 1765 zum ersten Mal erwähnt . Das Loch im Bild misst 9x9 m und ist 17 m tief. Hier soll der mineralienreichste Ort der Welt sein.
Der Gamla Bastnässtollen, bereits um 1700 durch Feuersetzen aufgefahren und im 2. Weltkrieg nochmal in Betrieb genommen um das Kriegswichtige Edelmetall Cerit zu fördern. Ceriumoxid ist auch für Fernsehröhren verwendet worden. Die Reste der Grubenbahn und die Erzrutschen stammen wohl aus der Zeit.
Auf der Fahrt sehe ich nach wenigen Kilometer ein Blechdach im Wald.
Diese interessante Anlage gehörte zu einer Sandgrube die inzwischen völlig bewaldet ist.
Die Eisenhütte Engelsberg, mit einem Hochofen von 1690, dessen Wurzeln in das 14 Jh. zurück gehen, 1919 zum letzten mal angeblasen und einfach stehen geblieben.
Der Übersichtsplan zu der liebevoll erhaltenen Anlage.
Über einige Kilometer geht die Fahrt durch abgebrannten Wald.
Wir erreichen das Eisenerzgrubenfeld Klackberg, welches ich aufgrund seiner zwei eigenwilligen Schachtanlagen als Reiseziel ausgewählt habe.
In der Region wurden viele Gebäude aus Schlackesteinen die als Abfallprodukt bei der Verhüttung anfielen gebaut. So auch die Gröndalsgruvan.
Auf dem historischen Bild begeistert mich besonders die Rasenhängebank und das Sturzgerüst auf denen Förderwagen stehen. Von dem Regelspuranschluss vor der Grube ist heute nichts mehr als ein Radweg zu sehen.
Daran schließt sich ein Grubengelände an mit unzähligen Tagebauen aus dem 18. und 19. Jh., mal größer, mal kleiner, aber teilweise bis zu 150m tief.
Dazwischen sind ebenso unzählige Schächte aus der Zeit der Industrialisierung. Sie waren einst mit hölzernen Fördertürmen überbaut.
Hier unser Schlafplatz an einem Maschinenhaus von Storgruvan weiter oben im Wald. Die Grube heißt genauso wie die vorhin gezeigte Grube in Pershyttan.
Tagebau mit Lorenbrücke und Förderstollen, daneben der gemauerte Schachtturm von Storgruvan.
Die blaue Grotte, ein unterirdischer See, in einem anderen Stollen, den man nach 20 Minuten erreicht.
Die neuzeitliche Schächte in allen Variationen, ausgemauert, mit Holzverbau oder einfach nur im anstehenden Gestein.
Was ist eine Rutschbanan?
Hier ist die Antwort: ein Bremsberg.
Man kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Alles frei begehbar und ungesichert, mit Bildtafeln zur Geschichte. Morgens werden die Gebäude aufgeschlossen damit man sie besichtigen kann. Vorbildlich!
Doch bei der nächsten Grube sollte der Kiefer noch weiter nach unten klappen.
Die Gruben Stolberget erschließen den 5 km langen Gangzug Väster Silvberg. Hier gewann man schon im 13 Jh. Silber. Ab 1754 waren dann Eisen, Blei, Zink, Mangan und Arsen begehrt.
Erst 1982 schloss hier die letzte Grube.
Wir stellen uns einen Berg vor, ausgehöhlt wie ein Kürbis. Wir stehen oben drauf und schauen durch einige Löcher (ehem. Maschinenschächte) und sehen tief unter uns eine riesige Wasseroberfläche. Den Eindruck können weder Fotos noch Worte wiedergeben.
Dieses Loch ist gut 10x10m groß und gibt einen kleinen Einblick in den riesigen Hohlraum.
Der typische Förderwagen in Schweden, mit 800mm Spurweite. Es fehlt der runde Erzkübel.
So sehen übrigens Landstraßen aus.
Von der Koopergruva Falun wurde der Kupferbedarf von Europa zu 90% abgedeckt.
Jedenfalls bis Sommer 1692. Dann brach die Grube ein und dieser riesige Tagbruch entstand. Zum Glück hatten an dem Tag alle frei und es kam wie durch ein Wunder niemand ums Leben. In dem Tagbruch wurde später noch abgebaut und es gab auch Schächte, aber Falun erreichte nie mehr den alten Glanz.
Wir wundern uns erstmal über die Größe des Tagbruches.
Der jüngste Schachtturm, bis 1971 war Betrieb.
Keine Kasperbude sondern der Kreutzschacht von 1845.
Im Inneren ist die Technik noch komplett erhalten, unglaublich. Es gab eine Glocke am Antrieb der Wasserpumpe, die bei jeder Umdrehung betätigt wurde. Die Glocke war in der ganzen Grube zu hören und war sie einmal nicht mehr zu hören, mussten die Bergleute schnell aus der Grube flüchten, denn das Absaufen drohte. Auch wir werden die Glocke nachher im Besucherbergwerk hören.
Aus der Radstube ragt das Kunstgestänge zum Antrieb der Schachtwinde.
Das riesige Kunstrad darin hat 15 Meter Durchmesser.
Ein Windenhaus.
Mit einer konischen Seiltrommel. Damit wird der Förderkorb nach oben immer schneller und erleichtert der Maschine das Anziehen des beladenen Korbs wenn er beladen unten am Füllort hängt.
Eine Seilumlenkung.
Die Grube ist für Massentourismus ausgelegt.
Wir wurden auch im Eiltempo untertage durchgeschleust, sogar auf einer Führung in Deutsch.
Wir stehen am Kreutzschacht und hören die Glocke der Wasserhaltung 50 Meter über uns.
Nachdem wir wieder ausgefahren waren verließen wir unseren nördlichsten Reisepunkt in Schweden und fuhren südwestlich zu unserem nächsten Ziel Ludvika.
Nun waren wir wieder allein auf weiter Flur aber hier hatte ich dann die Begegnung der tierischen Art auf die ich lieber verzichtet hätte.
Ungefähr 20 Km vor Ludvika wurden wir müde und beschlossen einen Schlafplatz zu suchen.
Dafür bogen wir auf eine wenig befahrene Straße ab und erreichten kurz darauf zufällig drei von den typischen schwedischen Schachtürmen.
Dahinter bogen wir nochmal in den Wald ab und nach zwei Kilometer tauchte -wieder zufällig- das wie ich jetzt weiß 1920 errichtete Maschinenhaus der Tuna-Hästberg Gruva auf.
Die Mangangrube ist seit 1968 geschlossen.
Links im Bild geht gerade die Sonne unter.
Daneben gab es einen vertikalen und zwei tonnlägige Schächte.
Wie man sieht wurden zwei davon in jüngster Zeit, wieder untersucht, einer mit Fahrten vermutlich als Notausgang und einer mit Haspel, Holzbühne und zwei Wägelchen.
Der zweite tonnlägige Schacht war unangetastet und der Zaun an einer Stelle heruntergetrampelt, was ich als Einladung ansah.
Nach ungefähr 50 Meter Abstieg trat ich den Rückzug an, denn es rutschte viel Lockermaterial mit nach unten.
Doch daneben gab es noch den Tagebau.
Claudia legte sich mit dem Hund im Bus schlafen und ich suchte nach einem Weg nach unten.
Ich hatte richtig vermutet, hier wurden alte Strecken angeschnitten.
Doch auch hier kam ich ohne Kletterausrüstung nur 20m weit. Also wieder ausfahren.
Es wurde nun schnell dunkel und relativ enttäuscht suchte ich bei zunehmender Dunkelheit den Tagebau ab. Den Geruch von fauligem Fleisch an der Wasserstelle habe ich hier zwar schon bemerkt aber nicht beachtet.
Dieses Lorenrad war offensichtlich von oben heruntergekommen. Wo ein Rad ist... also ging es hinauf.
Doch oben war dichter Wald und kaum etwas zu sehen. Statt dessen war da wieder dieser beißende Geruch und ein großes Tier vor mir in den Büschen. Jetzt war auch klar dass ich einen Bären aufgescheucht habe den ich jetzt vor mir her zwischen den Steilwänden unfreiwillig in die Enge trieb. Trotzdem wollte ich nicht mehr in den Tagebau hinunterklettern denn heute war es bewölkt und dann wird es auch in Schweden richtig dunkel.
Die 500m bis zum VW Bus wurden jedenfalls sehr lang und ich hatte ziemlich die Hosen voll.
Es soll 3000 Braunbären in Schweden geben, die meisten davon im Värmland, dessen einsamste Ecken ich gerade durchstreifte.
Doch die Nacht im Bus verlief ruhig und am nächsten Tag geht es weiter nach Grängesberg und Persberg.
Klenshyttan
Auf der Fahrt nach Grängesberg lag noch eine Hütte auf dem Weg. Röstofen, Hochofen, Kalkbrennofen. Die Türen sind nicht abgeschlossen und das Licht geht automatisch an. So fühlt man sich willkommen.
In Grängesberg wurde das riesige Bergwerksareal halbherzig als Bergbaumuseum hergerichtet und auch für eine Kunstausstellung genutzt. Wieder freier Eintritt und alles offen.
Drei große Fördertürme und weitere am Horizont.
Die verlassene Bergarbeitersiedlung, ein Geisterdorf.
Auf einer Halbinsel im Yngensee nahe dem Ort Persberg liegt ein Eisenerzbergbaugebiet welches bedeutend für die Festigung des Königreich Schwedens war.
Doch die Arbeitsbedingungen waren grausig und so kam es hier 1869 zum ersten Streik in Schweden.
Es gab 15 große Gruben, die letze wurde 1906 geschlossen.
Heute erinnert nur noch wenig daran, wir wandern durch ein wunderschönes Naturschutzgebiet.
Zunächst geht es wieder an Schächten vorbei.
Die Torskebäcksgrube war 210m tief- erstaunlich, in unmittelbarer Nähe des Sees.
Die Yngshyttegrube. Hier wurden um 1750 drei Bergmänner verschüttet. Alle drei bleiben unverletzt, doch nur einer konnte geborgen werden. Obwohl bereits Kontakt zu den beiden anderen bestand wurde der Ort durch Abschrauben des Pumpenrohres geflutet damit die beiden nicht lange leiden müssen. Über die wahren Hintergründe lässt sich nur Spekulieren.
Die Natur hatte 109 Jahre Zeit die Halden zurückzuerobern.
Wir erreichen Tillas Stol, der die Normalspurige Güterbahn und einige Gruben miteinander verband.
In Schweden wurde bis ins 18Jh. durch Feuersetzen abgebaut, hier sehr schön zu sehen.
Nach dreißig Meter durch den für Wanderer hergerichteten Tillas Stol verschlägt es uns erst mal wieder die Sprache.
Der Blick nach oben zeigt wir sind trotz Tageslicht noch immer im Berg.
Wir stehen auf einem abgesoffenen Schacht, der an der Oberfläche mit verfaulten Baumstämmen abgedeckt ist. Da sich eine Humus Schicht darauf gebildet hat fällt uns das erst beim Betrachten des hölzernen Pumpenrohrs auf, welches in der Bildmitte in die Tiefe geht.
Man kann dieses "Floß" durchaus ins Schwingen versetzten. An vielen Stellen sind die Hölzer durchgefault oder fehlen und die neugierigen Wander die herein kommen haben keine Ahnung worauf sie mit ihren Kindern rumturnen.
Gegenüber führt der Stollen mit einer hölzernen Wasserinne weiter zu den nächsten Gruben.
Nach weitern 40 Meter im Stollen erreichen wir einen Querschlag der zur nächsten Grube führt.
Wieder der Blick nach oben, nach unten geht es auch aber wieder abgesoffen.
Die Halde vor der Erzwäsche. Das Material hier ging fünfmal durch menschliche Hände.
Zwischen diesen Schacht und dem Seeufer liegen keine 10 Meter.
Die ehemalige Normalspurtrasse endet hier und wir laufen auf ihr zurück am Seeufer entlang.
Vorbei an den Fundamenten der Erzwäsche, Mühlen, Anreicherungsanlage und des Maschinenhauses.
Die Sonne geht langsam unter und unser Bus steht in einem Kilometer Entfernung am Bergmannsfriedhof.
Am nächsten Morgen kehren wir Schwedens Altbergbau den Rücken, für den wir 1300Km Umweg von der ursprünglich geplanten touristischen Reiseroute in Kauf nahmen und fahren am Großen Vänern (ein See drei mal so groß wie das Saarland) vorbei nach Trollhättan und die Ostküste Schwedens.
Wir müssen warten, eine Brücke ist hochgeklappt um einem Schiff mit Ausflüglern auf einem Kanal die Durchfahrt zu ermöglichen.
Die Stadt Trollhättan liegt am südlichen Ende des Großen Vänern. Trollhättan ist bekannt durch die Saab Werke.
Vattenfall betreibt hier mehrere Wasserkraftwerke und an 5 Tagen in der Woche wird um 15 Uhr überschüssiges Wasser abgelassen. Dieses Schauspiel wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Zum Übernachten fahren wir auf den Halleberg nahe Vänersborg. Hier soll es viele Elche geben, doch obwohl wir direkt vor einer Fütterungstelle übernachteten ließ sich keiner blicken. Die Enttäuschung hielt sich in Grenzen denn wir hatten bereits Tage zuvor Elche in freier Wildbahn gesehen, einer kreuzte auch die Straße direkt vor unserem Auto in voller Fahrt.
Hier der Blick auf den Großen Vänern vom Halleberg aus.
Während in Deutschland über Gigaliner diskutiert wird, sind sie in Schweden seit 1970 Realität und machen in dem weiten Land auch Sinn.
Doch dieser Muldenkipper-Roadtrain übertraf sie alle.
Die Westküste Schwedens ist wunderschön, doch jeder Platz am Meer bereits besetzt.
Auf der Suche nach einem Badeplatz warten wir an einer Drehbrücke zur Halbinsel Lysekil.
Über die mautpflichtige Svinesundbrücke passieren wir die Grenze zu Norwegen.
Der erste neue Eindruck sind die gelben Fahrbahnmarkierungen wie in Frankreich und Autos mit grünen Nummernschildern. Der Sprit ist hier gleich 15 Cent teurer als in Schweden. Außerdem gibt es jede Menge Blitzer, noch strengere Geschwindigkeitsbe-
grenzungen und innerorts Bodenwellen ohne Vorwarnung die meist nur im Schritttempo überfahren werden können.
Viele Straßen, Brücken und Tunnel sind mautpflichtig, dazu wird automatisch das Nummernschild von Kameras erfasst.
An neues Geld müssen wir uns auch gewöhnen denn hier zahlt man mit Norwegischen Kronen die einen anderen Umrechnungskurs haben als die Schwedischen Kronen. Doch wir befolgten den oft gehörten Rat und füllten den Bus noch in Schweden mit Lebensmittel, denn diese sind hier wesentlich teurer und von schlechterer Qualität.
Der erste Anlaufpunkt in Norwegen ist die Stadt Halden am Iddefjord und die dortigen uralten Granitbrüche haben tatsächlich eine Menge Halden.
Unser Übernachtungsplatz nahe Maistubben.
Die Granitsteinbrüche am Iddefjord expandierten zwischen 1890 und 1910 auf 2300 Mitarbeiter und exportierten ihre Monolithen weltweit.
Ursprünglich waren die Steinbrüche eine Ergänzung der Holzindustrie, im Sommer wurde im Wald gearbeitet, im langen Winter im Steinbruch. Die Monolithen konnten direkt am Iddefjord auf Lastkähne verladen werden.
Wir erkunden abends und vormittags das ausgedehnte Gelände.
Sogar der Motorblock ist schon kompostiert.
Außer vielen Schienenstücken belegt eine Drehscheibe den Einsatz von Loren.
Die Überreste mehrerer schwerer Ochsenkarren.
Hier liegt ein nicht mehr abgeholter großer Auftrag.
Die Förderbahntrasse durch das bewaldete Gelände...
... führt an die Abraumhalde die einen älteren Bruch teilweise verfüllt.
Überreste von alten Betriebsgebäuden.
Vor der Frederiksten-Festung über Halden steht ein Produkt aus den Granitbrüchen.
Die Schweden holten sich vor der Frederiksten-Festung in der Schlacht von 1718 blutige Köpfe und verloren sogar einen König.
Von hier hat man einen guten Überblick über den Iddefjord, die Stadt Halden und unsere weitere Reise.
Diese führt uns zunächst an die 100 Jahre alte Brekke-Schleuse des Haldenkanal. Hier werden Schiffe in vier Kammern um 26,60 Meter angehoben.
Das nächste Reiseziel ist die 140 Km entfernte Stadt Drammen auf der anderen Seite des Oslofjord. Die Reise führt durch den 7km langen Oslofjordtunnel und durch den "Speckgürtel" Oslos, der größte Teil der Norweger lebt und arbeitet hier und dementsprechend ist die Verkehrslage.
Das Konnerudwerk Drammen ist Besucherbergwerk und Feldbahnmuseum bei dem im Moment allerdings anscheinend kein Betrieb ist. Grund ist möglicherweise ein direkt davor aus dem Boden gestampftes Neubaugebiet. Die beiden Lokschuppen sind gut gefüllt aber leider verschlossen.
Unter der lange Reihe davor abgestellter zweitklassiger und mit Farbe übergossener Feldbahnloks sind auch die deutschen Hersteller Demag, Diema und Gmeinder vertreten. Der Rest stammt aus Schweden, Österreich und Norwegen.
Die Gmeinder-Mosbach, ein Produkt aus der Heimat, wird näher untersucht.
Große Muldenkipper von Krupp.
Eine interessante Weichenarretierung.
Der typische skandinavische Bergbauförderwagen zwischen Unmengen Arbeitsvorrat.
In einem Suchstollen 800m entfernt stehen noch mehr Produkte aus der Heimat, Mühlhäuser Kipper.
Einige dutzend Feldbahnfahrzeuge wurden hier vermeintlich geschützt abgestellt und rosten offensichtlich schon länger in der permanenten Feuchtigkeit der Grube.
Zu einem außergewöhnlichen Abstecher lädt Spiralen am Stadtrand von Drammen ein.
Dabei handelt sich um einen touristisch genutzten Tunnel in Spiralform, einen ehemaligen unterirdischen Steinbruch. Wir schlagen das Lenkrad ein, geben Gas und drehen die Runden bis wir einen Troll sehen.
Oben am Besucherparkplatz hat man Aussicht über Drammenselva und Drammenfjord.
Nun will ich noch mehr norwegische Grubenluft schnuppern.
Ein Tipp lautet:
" Zn- Bergbau Glomsrudknollen, bei Vikersund, Südende Tyrifjorden, erreichbar über Mautstraße, einige Stollen sind befahrbar"
Leider habe ich keine Topokarte auftreiben können und so gestaltete sich die Suche schwierig denn die ganzen Waldwege in der Gegend sind in privater Hand und es wird Maut erhoben.
Es dauerte eine Weile, bis ich vor Ort heraus bekam, dass man Glomsrudkollen ohne N schreibt und es sich dabei um einen Berg handelt.
Doch der Berg ist groß, aber nach dem Befahren verschiedener Mautstraßen und einigen Wanderungen nach Spürnasse war die Grube gefunden. Sie liegt 8 Km von Åmot entfernt im Wald, die letzten drei Kilometer müssen über schmale Pfade erwandert werden.
Das erste Hindernis. Der Schlagbaum öffnet sich nur nach Zahlung von 45 NOK per Karte. Unsere deutsche Karte wurde aber nicht akzeptiert. Also fuhr unser Bus kurzerhand als Anhänger eines Anglers hinein.
Am Parkplatz hinter dem See nehmen wir Witterung auf.
Wir kommen an viele Suchschurfen, Stollenpingen und Schächten vorbei.
Im Jahr 1870 begannen erste Untersuchungen auf Zinkblende am Glomsrudkollen. 1899 förderte eine belgische Gesellschaft mit 20 Männern 286 Tonnen Zink. 1907 wurde dann mit 56 Bergleuten richtig losgelegt. Bereits 1909 wurden die Schurfrechte an eine deutsche Firma abgetreten, die bis 1921 hier abbaute. Die Grube wurde 1928 nochmal verkauft aber nicht mehr in Betrieb genommen.
Dieser Suchstollen ist 70m lang.
Das Zechenhaus.
Am Ende der in den Berg gehauen Schlucht eröffnet dieser Eingang ein Labyrinth aus Gängen und Schächten. Doch zunächst geht es in drei Etappen je 10 Meter nach unten.
Nachdem ich eine Stunde die Strecken erforschte sehe ich plötzlich wieder Tageslicht vor der Wanne eines Schnabelrundkippers. Zeit, an den Rückweg zu denken.
Der Aufstieg ans Tageslicht.
Die letzte Etappe, noch 10 Meter, dann hat mich die Sonne wieder.
Draußen werde ich schon erwartet.
Auf dem Rückweg geht es an weiteren großen Halden vorbei.
Da die bisher hier befahrenen Gruben sehr trocken waren vermutete ich einen tiefer gelegen Wasserlösungstollen der auch tatsächlich schnell gefunden war.
Auf nasse Füße hatte ich wenig Lust deshalb wurde die Befahrung hier abgebrochen.
Die Gruben am Glomsrudkollen haben einen ganzen Tag gekostet und so fuhren wir nun auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz noch einige Kilometer tiefer in den Wald, dabei kamen wir an diesem Kalkbrennofen vorbei.
Hier war der Weg zu Ende, bis hierher ist schon lange kein Auto mehr gefahren.
Doch schon wieder waren fliegende Ameisen im Anflug und nach den Erfahrungen auf Öland zogen wir uns schnell ein Stück zurück.
Die Schafe leben frei im Wald.
Das Blaufarbenwerk Modum ist der erste Anlaufpunkt des nächsten Tages. Was heute eine Touristenattraktion ist, deckte einst 80% des weltweiten Bedarfs der Farbe Blau.
Der 39 Meter hohe Haugfossen (Wasserfall) trieb einst über Schaufelräder das Pochwerk an, das gemahlene und gesiebte Kobalt wurde in den Holzhäusern gehandelt.
In 8 km Entfernung befinden sich die Kobaltgruben.
Über 3 Km länge wurde ab 1772 Kobalt über Tage abgebaut. Die Gruben sind in drei Teile aufgeteilt , Sørgruvenen, Mellomgruvenen, Nordgruvenen. Nach 60 Jahren wurde mit dem Abbau unter Tage begonnen.
Hier der Blick in die Sørgruvenen.
Die wieder aufgebauten Grubengebaüde stammen von 1839, rechts das Scheidhaus.
Der für Touristen ausgebaute Forhåpingstollen vor der Mellomgruvenen weckt keinerlei Intersse in mir.
Ungefähr in der Mitte der Mellomgruvenen sehen wir die Besucher in 60 Meter Tiefe aus dem Forhåpingstollen kommend ein Stück auf der Besucherplattform und dann tiefer im Berg verschwinden.
Die Nordgruvenen haben mir am besten gefallen. Auf dem Steg sollen einst hölzerne Hunte gefahren sein.
Mittagspause unterhalb der Kobaltgruben.
Heute noch wollen wir zügig Norwegen durchqueren und die Westküche erreichen.
Vatnås Kirke, einer der typischen norwegischen Stabkirchen aus Holz, 1665 erbaut.
In Lyngdal stoßen wir auf eine Privatsammlung von mindestens 80 alten Traktoren.
Darunter sind Schätze von Güldner, Lanz, Porsche, Ford, Fordson und viele abenteuerliche Um.- und Eigenbauten.
Bei Flesberg biegen wir auf die B40, parallel dazu führt eine stillgelegte Bahnstrecke.
Hier der Bahnhof von Djupdal.
In Veggli sind sogar noch Draisinen erhalten.
Die Stabkirche von Nore
Die Holzkirche von Uvdal
Danach beginnt der Aufstieg auf die Hardangervidda, die größte Hochebene Europas mit einer Fläche von 8000 km² und eine Höhe zwischen 1200 und 1400 Metern.
Letzter Tankstop in Geilo, wir setzen zur Durchquerung der Hardangervidda an.
Je weiter wir uns vorarbeiten desto schlechter wird das Wetter. Es stürmt und gießt in Strömen. Bei diesem Foto am Ørteren ist es bereits 21 Uhr und doch haben wir gerade mehrere Fahrradtouristen in der Einsamkeit überholt. Doch so einsam ist es leider nicht, die B 7 über die Hardangervidda ist die Verbindung zur Küstenstadt Bergen und dementsprechend hängen uns die Sattelzüge im Nacken. Schwere Zugmaschinen mit drei angetriebenen Achsen, einem Schutzgitter zur Kollision mit Elchen und mit mehr Scheinwerfer als ein Christbaum rasen hier mit großem Auflieger bei widrigem Wetter mit Höchstgeschwindigkeit über die schmale Straße auf der mir eigentlich 50 Km/h noch zu schnell ist.
Von der Straße aus sehen wir öfter die Zelte von Rucksack.- und Fahrradtouristen.
Wir fahren an diesem Abend noch bis an den Stausee Sysenvatnet und während es draußen weiter stürmt und regnet müssen wir an die Zelte denken, die wir auf der Fahrt gesehen haben und fühlen uns als Luxuscamper. Im Windschatten des VW Bus sammeln sich währendessen trotz des widrigen Wetters tausende Schnaken und warten darauf dass angerichted wird.
Zur unserer Überraschung verziehen sich am nächsten Morgen die Regenwolken entgegen der Wettervorhersage, doch die Schnaken machen jeden Aufenhalt im Freien unmöglich. Erst später, bei Sonnenschein, ziehen sie sich in die feuchten Gräben zurück.
Im Hintergrund der Gletscher Hardangerjøkulen.
Der Vøringfossen ist mit seiner Höhe von 182 Metern und einem freien Fall von 145 Metern der berühmteste Wasserfall Norwegens.
Wir werden ihn später von unten erwandern.
https://www.youtube.com/watch?v=xElhFcQTBI8&feature=youtu.be
Dieser Bildausschnitt zeigt die abenteuerliche Straßenführung der B7, der Transitstrecke nach Bergen. Später werden wir sehen das geht nicht immer gut.
Doch zunächst suchen wir die Reste der alten Straßenführung und können tatsächlich genau auf dem 182 Meter hohen Vøringfossen parken.
Nach einer halbstündigen Wanderung stehen wir unter dem Vøringfossen.
145 Meter Wasser im freien Fall.
Auf der Geröllhalde liegen Leitplanken und Überreste eines Zwölfttonners, der wohl 160 Meter weiter oben nicht die Kurve gekriegt hat und hier unten zerschellt ist.
Nach der Wanderung fahren wir an den Eidfjord hinunter.
Hinter Øvre Eidfjord folgen wir den Fluss Olbogo 10 Kilometer in einen Ausläufer des Eidfjord, nach kurzer Zeit ist der Weg nicht mehr asphaltiert und wir schrauben uns auf engen Serpetinen entlang dem Wasserfall wieder zur Hardangervidda hinauf, wo wir erst mal für 24 Stunden die Natur genießen.
Am nächsten Tag setzen wir die Fahrt ins 70 Kilometer entfernte Tyssedal am Eidfjord entlang fort. Es geht durch unglaublich viele Tunnel, in denen es 360° Kurven, Abzweigungen und Kreisverkehre gibt. Außerhalb der Tunnel hat man als Fahrer wenig Gelegenheit die Gegend anzuschauen denn die schmale Straße und das Verkehrsaufkommen fordert die ganze Aufmerksamkeit.
In Tyssedal biegen wir ab zum Stausee des Trolltunga. Auf die dortige 1912 erbaute Mågelibahn habe ich mich besonders gefreut. Doch die seit 2012 stiigelegte Bahn wurde durch Wegebau massakriert und 8 mal davon durchschnitten. Mehr Infos und eine Video aus der Betriebszeit gibt es hier:
https://www.funimag.com/photoblog/index.php/20141128/chain-saw-massacre-norway/
Den Trolltunga, die berühmte Felsenzunge, wollten außer uns noch viele andere Touristen erwandern. Daher kam man auf die Idee, umgerechnet 46 € für ein 24h Parkticket zu verlangen.
Dies und die Enttäuschung über die zerstörte Mågelibahn ließen uns Umkehren und den nächsten Programmpunkt vorziehen.
Der Folgefonna Gletscher ist mit 214 km² der drittgrößte Festlandsgletscher Norwegens.
Hinter der Stadt Odda erreichen wir die Gehöftgruppe Buar. In diesem engen Tal scheint von Mitte September bis Mitte März keine Sonne.
Die Gletscherzunge Buarbreen des Folgefonna darüber wollen wir von hier aus erwandern.
Das Gletscherwasser schmeckt köstlich.
Die hier zu sehende Gletscherzunge ist etwa zwei Kilometer lang.
Auf dem Wanderparkplatz kann man trotz dem Rauschen des Gletscherbaches wunderbar schlafen.
Der Sandvevatnet ist ein Süßwassersee.
Er wird vom 7 Kilometer entfernten Zwillingswasserfall Låtefossen gespeißt, der an der B 13 liegt und die darauf vorbei fahrenden Fahrzeuge einnässt.
20 Kilometer weiter. Der Langfoss, einer der längsten (600 Meter) und schönsten Wasserfälle überhaupt, fließt in ein Salzwasserfjord.
Heute fahren wir noch 70 Kilometer weiter. Bei Ølensvåg liegt ein Bohrinsel in einer temporär eingerichteten Werft.
In der Ferne ist immer noch der Folgefonna Gletscher zu sehen, der übrigens wieder von Jahr zu Jahr wächst.
An der bewaldeten Küste um Utbjoa gibt es einige Badestrände mit etwas entfernten Waldparkplätzen, an der Bucht hinter dem verlassenen Strandhaus lassen wir den Tag ausklingen.
Doch die Badefreuden halten sich durch eisigste Wassertemperaturen und 20 cm große Quallen in Grenzen.
Die Bucht mit den alten Fischerhütten am Nachmittag.
Nach Sonnenuntergang.
Um Mitternacht.
Die Brücke von Haugesund zur Insel Karmøy.
Der Kupferhafen von Visnes auf Insel Karmøy.
Hier wurde das Kupfer für die Freiheitsstatue in New York abgebaut und am Kupferhafen verschifft, immerhin 26 Tonnen. Von 1865 bis 1972 wurde Kupfer, Zink und Schwefel abgebaut. Zeitweise waren 1000 Bergleute beschäftigt.
Es ist ein Museum eingerichtet aber nur an ein paar Tagen im Jahr geöffnet. Den Stollen kann man unbeaufsichtigt besichtigen, er endet in einem abgesoffenen Tagebau.
Direkt daneben ist ein angeblich 730 m tiefer Schacht, alles keine 100 m vom Meer entfernt.
Die Diema DL 6 (Diepholzer Maschinenfabrik) in seltener Grubenausführung und Hydraulischer Anlage für einen Diema Kipper.
Wanderung zur Erzwäsche/ Aufbereitung.
Die Schlacke wurde direkt ins Meer gekippt.
Sogar auf den kleinen Inseln wurde Kupfer abgebaut, wie die Halde in der Bildmitte beweist.
Verteidigungsanlagen, von Deutschen während der Besatzungszeit errichtet.
Die einzige Salzwasserschleuse Norwegens bei Skjoldastraumen wurde 1908 errichtet um den Skjoldafjord schiffbar zu machen. Die alte Drehbücke ist noch erhalten wird aber nicht mehr genutzt.
Beim Bau der Schleuse war eine Baufeldbahn eingesetzt.
Die Fähre nach Sand über den Boknafjord, es gibt keine Alternative.
Lachszucht im Jøsenfjord.
Die nächste Fähre bringt uns nach Hjelmeland.
Der historische Bauernhof Viga aus dem 17 Jh., sogar die Obstplantage besteht aus historischen Sorten.
Übernachtungsplatz am Hetlandsvatnet.
Der Atem stockt - es geht über 600 Meter senkrecht in die Tiefe. Wir befinden uns auf einem der spektakulärsten Aussichtspunkte Europas, dem Preikestolen. Übersetzt bedeutet das in etwa "Predigtstuhl". Das Plateau ist 25 auf 25 Meter groß, das ist eigentlich eine Menge Platz. Doch nähert man sich der Felskante über dem Lysefjord, wirkt die Fläche plötzlich verschwindend klein.
Die recht anspruchsvolle, vier Kilometer lange Wanderung zum Preikestolen dauert etwa 2-3 Stunden. Obwohl von 250000 Touristen jährlich völlig überlaufen lohnt sich die Tour.
Die Brücke über den Lysefjord.
Badestrand am Lysefjord. Doch es ist nur an Sonnenbaden zu denken, das Wasser ist eisig.
Die Fähre nach Lauvvik.
Nach diesem anstrengendem Tag kam dieser schöne Platz bei Søredalen am See Svihusvatnet gerade recht. Doch kurz nach Einbruch der Dunkelheit war es mit der Ruhe leider vorbei denn es kam eine Horde Jugendlicher und übte am Seeufer Tontaubenschießen. So zogen wir nach einer Weile auf eine Schafweide in 5 Kilometer Entfernung um.
Nun ist unser letzter Tag in Norwegen angebrochen, morgen früh legt unsere Fähre in Kristiansand ab.
Die Westküste nahe Brusand und deutsche Landungssperren.
Einer der Anorthosit-Natursteinbrüche bei Hellvik
Die Trasse der 1874-1878 gebauten Jaerbahn mit 1067 mm Spurweite.
Wir genießen unseren letzten Nachmittag an einer wunderschönen kleinen Küstenstraße nahe Hauge i Dalane.
Eines der Hobbies der Skandinavier scheint Gummi geben zu sehen. Mit leistungsstarken Fahrzeugen treffen sie sich auf solch abgelegenen Straßen und lassen die Reifen rauchen, den Spuren nach werden auch Wettbewerbe veranstaltet.
Auf diese Weise hört man auch mal den Motor brüllen, denn anders schafft man es aufgrund der rigiden Geschwindigkeitsbegrenzungen hier nicht. Der Fahrer des Pickups hat hier wohl geübt.
Nun ist es bereits 17 Uhr und es gilt noch die Pferdebahn der Blåfjell Ilmenite Mine der Titania A/S und ihre moderneren Tagebaue zu erkunden.
Von Sokndal fahren wir auf der ehemaligen Pferdebahntrasse zur Blåfjell Mine. Die Grube wurde 1863 von einer englischen Gesellschaft in Leeds angeschlagen, 1864 begann man mit dem Bau der 8,5 Km langen Bahn, sie wurde erst 1870 vollendet. Die Loren fuhren per Schwerkraft in den 8,5 Km entfernten Hafen von Rekefjord, von dort wurde das Titanerz nach England verschifft. Die leeren Loren wurden mit Pferden vom Hafen zur Grube gezogen. 1873 gab es einen herben Rückschlag, der hölzerne Ladesteg im Hafen brach zusammen und viel Erz ging verloren. Ein neuer Steg aus Stein wurde gebaut und 1874 eine Dampflok angeschafft. Kurz darauf sank die Nachfrage nach Erz und bereits 1875 zogen sich die Engländer zurück, bauten die Schienen ab und verfrachteten sie auch zurück nach England.
1916 nahm die norwegische Titiania A/S den Grubenbetrieb wieder auf.
Zunächst der Berg in seiner vollen Pracht. Vorhin haben wir in Schweden einen Berg mit einem ausgehölten Kürbis verglichen, dann ist der passende Vergleich hier ein Leerdamer.
Das Erz in den oberen Gruben war besonders hochgradig und bestand stellenweise aus 100% Ilmenite .
Zunächst wird die unterste Ebene erkundet.
Danach klettere ich zur zweiten Ebne. Toll: die gemauerten Erzrutschen.
Von hier oben hat man Überblick auf die ehemalige Erzverladung der Pferdebahn.
Dieses Foto entstand per Zeitauslöser.
Keine Ahnung wer hier seine riesigen Knochen vergessen hat. Mein Schuh dient als Größenvergleich.
Es muß jedenfalls gut klettern können oder war es etwa das Grubenpferd von 1870?
Fundamente der Bergschmiede und der Wohnbaracken für die Bergleute.
Gerne hätte ich mich hier noch etwas länger aufgehalten und auch noch die oberen Sohlen erkundet, aber die Zeit drängt.
Wir fahren die Pferdebahntrasse zurück und biegen nach rechts zum nächsten Ziel Sandbekk ab, während die ehemalige Pferdebahntrasse geradeaus als Radweg genutzt wird.
In Sandbekk baute die Titania A/S von 1916 bis 1965 über und unter Tage ab. Der Tagebau ist mit Aufbereitungssand verfüllt aber einige Stolleneingänge sind auffindbar.
Weiter geht die Fahrt. Seit 1960 baut die Titiania AG im Großtagebau Tellnes ab. Wir standen Sonntag um 21 Uhr an der Pforte und fragten nach einer Betriebsbesichtigung die -wen wundert's- nicht genehmigt wurde.
Die aktuelle Erzverladung auf Hochseeschiffe und die Aufbereitungsanlage der Titiania A/S im Jössingfjord.
Hier im Jössingfjörd wurde 1940 das deutsche Versorgungsschiff Altmark von Briten geentert was Hitler veranlasste wenig später auch Norwegen zu besetzen.
Nach Dusche und Abendessen fahren wir zügig zum Fährhafen Kristiansand, den wir um 1 Uhr nachts erreichen. Im Fährhafen übernachten wir und machen uns um 7 Uhr morgens zum einchecken bereit.
Weiter hinten beträgt die Durchfahrtshöhe nur noch 1,95 m, während unser Bus mit bis an die Anschläge abgelassenem Fahrwerk 1,93 m misst, dementsprechend werden wir bereits skeptisch gemustert.
Auf dem offenen Meer gibt der Kapitän richtig Gas und schafft die 140 Kilometer in zweieinhalb Stunden. Andere Schnellfähren werden überholt.
Mir ist schlecht und erlösend kommt der Hafen von Hirtshals, Dänemark, in Sicht.
Nach 26 Tagen sind wir wieder zuhause, überwältigt von dem Erlebten und den vielen neuen Eindrücken.
Bereits auf der Anreise machte sich auf Höhe Kassel das rechte hintere Radlager bemerkbar. Es steigerte sich auf den 6500 Kilometern der Reise von einem kaum wahrnehmbaren Quietschen bis zu einem unerträglichem Gnatzen und Mahlen was uns oft mitleidige Blicke einbrachte.
Zuhause wurden die beiden hinteren Radlager durch neue von SKF ersetzt und es bleibt zu hoffen dass diese wieder 40 Jahre und 227000 Kilometer halten.
Mit ebenfalls erneuerter Bremse und durchgeführter Wartung gab es noch eine Probefahrt, dann wurde der Bus Ende September wieder konserviert und abgestellt.
Wo wird ihn der nächste Urlaub hinführen? Irgendwann bestimmt noch einmal nach Schweden...
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